Mit Durchstarten und Großstadtmemoiren: Es ist Zeit, um zu verstehengewannen Emily Adams und Sebastian Maesel, beide 19 Jahre alt, den Mannheimer Jugendliteraturwettbewerb 2022 mit dem Thema „durchgestartet“. In familiär-festlicher Umrahmung fand die Prämierung in den Räumen der Kinder-und Jugendbibliothek der Stadt Mannheim statt.

Emily Adams
Sebastian Maesel

In der Laudatio von Manuela Jeßler-Bach zu Emily Adams’ Text Durchstarten heißt es: „Während unseres Gesprächs konnte ich diese selbstkritische und selbstreflexive Haltung bei Emily mehrfach feststellen, und bei aller Zielorientiertheit dieser jungen Frau habe ich auch eine grundsätzliche Kritik gegenüber dem Leistungsprinzip gehört. Daneben habe ich Emily kennengelernt als jemanden, die um die Macht der Leichtigkeit weiß, die das Leben auskosten möchte.
Ihr für den Wettbewerb vorgelegter Text „Durchstarten“ beschäftigt sich mit eben dieser Ambivalenz: Ein Mitte 20-Jähriger, erfolgreicher, derzeit verletzter Kraftsportler, beschließt während eines Reha Aufenthaltes seine Karriere zu beenden. Inaktiv geworden erahnt er allmählich die spielerischen Seiten des Lebens. Er hat Zeit – Zeit zu spüren, Zeit zu zweifeln.“

Aus der Laudatio von Edda Nieber (selbst dreimalige Preisträgerin des Jugendliteraturwettbewerbs) zu Sebastian Maesels Text Großstadtmemoiren: Es ist Zeit, um zu verstehen:
„Das hier ist der erste Wettbewerb, an dem Sebastian teilnimmt, und er hätte überhaupt nicht damit gerechnet, prämiert zu werden. Gut, das denkt man wahrscheinlich fast immer, wenn man bei einem Wettbewerb mitmacht, aber in diesem Fall ist es vielleicht sogar nachvollziehbar, warum Sebastian so gezweifelt hat. Diejenigen unter uns, die selbst Texte schreiben, werden es vermutlich kennen: Man schreibt tagelang an einem Text, verbessert ihn, streicht Passagen raus, schreibt neue dazu und liest ihn sich dann nochmal durch um festzustellen, dass man ihn am liebsten komplett neu schreiben würde. So ging es Sebastian auch. Er saß drei Wochen lang an einem Text und hat dann, zwei Stunden vor Einsendeschluss, einen völlig neuen geschrieben. Einfach so aus dem Ärmel geschüttelt. Und das Ergebnis kann sich – ganz offensichtlich – durchaus sehen lassen.“
Ja, so ist es.

Rudy Kupferschmitt, der durch das Programm führte, ordnete die beiden Preisträger in eine lange Reihe von Gewinner*innen ein: der Mannheimer Literaturpreis wird seit 1980 vergeben, und es finden sich einige Namen bekannter Autor*innen unter den Gewinnern.

Wunderbar improvisierte Christian Kurtzahn am Klavier, und der Applaus des Publikums zeigte, dass sein Spielen begeistert aufgenommen wurde.

Einen Wermutstropfen mehr mussten die Räuber’77 leider schlucken: Wieder einmal wurde diese Veranstaltung von der lokalen Presse weder mit einer Ankündigung noch einem Artikel gewürdigt. Schade.

Der Mannheimer Jugendliteraturpreises wird jährlich ausgelobt von den „Räubern ’77“ unter Mitwirkung der Kinder- und Jugendbibliothek der Stadt Mannheim.