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15.11.: Tag der inhaftierten Schriftsteller*innen

Bedroht, verfolgt, eingesperrt: Die internationale Schriftstellervereinigung PEN rückt am diesjährigen Tag des inhaftierten Schriftstellers die Fälle von Chimengül Awut (China/Xinjiang), Osman Kavala (Türkei), Paola Ugaz (Peru), Kakwenza Rukirabashaija (Uganda) und Sedigeh Vasmaghi (Iran) in den Focus. Sie stehen beispielhaft für die Schikanen und Repressionen, denen Schriftstellerkolleg*innen auf der ganzen Welt täglich ausgesetzt sind.
„Die Freiheit des Wortes steht in vielen Ländern der Welt auf tönernen Füßen. Despotische Regime reagieren auf Kritik mit Gewalt und Gefängnisstrafen. Umso wichtiger ist unsere Solidarität mit allen bedrohten Autoren“, betont Ralf Nestmeyer, Vizepräsident und Writers-in-Prison-Beauftragter des deutschen PEN.

Justizwillkür gegen Kulturmäzen:
Seit drei Jahren sitzt der türkische Verleger und Kulturförderer Osman Kavala im Hochsicherheitsgefängnis Silivri bei Istanbul in Einzelhaft. Er wurde im Februar 2020 zwischenzeitlich freigesprochen, aber kurz darauf wieder verhaftet. Im Oktober dieses Jahres veröffentlichte die Staatsanwaltschaft eine neue Anklageschrift. Darin fordert sie eine „verschärfte“ lebenslange Haftstrafe. Kavala wird wegen seiner angeblichen Beteiligung am gescheiterten Putsch von 2016 der „versuchte Sturz der Regierung“ und „politische Spionage“ vorgeworfen.

Verleumdungsklagen nach Enthüllungen innerhalb katholischer Gruppierung:
Die peruanische Investigativjournalistin Paola Ugaz hatte Machenschaften der Gruppierung „Sodalitium Christianae Vitae“ (SCV), einer konservativ-katholischen Laienbewegung, aufgedeckt. Zeugenaussagen, die sie gesammelt hat, legen den SCV-Mitgliedern zur Last, Gehirnwäsche, psychologische und physische Gewalt, sexuelle Übergriffe bis hin zu Vergewaltigungen begangen zu haben. Infolge dieser Enthüllungen haben zahlreiche Privatpersonen, die in Verbindung zu der SCV stehen, Straf- und Zivilklagen gegen sie eingereicht. Am 27. Oktober 2020 eröffnete der Neunte Gerichtshof von Lima den Prozess gegen Ugaz.

Haftstrafe wegen Petition gegen Polizeigewalt:
Die iranische Rechtswissenschaftlerin und Schriftstellerin Sedigheh Vasmaghi wurde im August im Iran zu einer einjährigen Haftstrafe verurteilt, nachdem sie eine Erklärung unterzeichnet hatte, in der insgesamt 77 reformistische Aktivistinnen und Aktivisten das gewaltsame Vorgehen der iranischen Sicherheitskräfte bei den Protesten im November 2019 kritisieren. Hinzukommt eine fünfjährige Haftstrafe, zu der sie bereits 2017 verurteilt worden ist und die später in eine Bewährungsstrafe umgewandelt wurde. Dennoch darf sie seit 2019 den Iran nicht mehr verlassen.

Festnahme und Ermittlungen aufgrund von Kritik am Staatspräsidenten:
Am 18. September 2020 wurde der ugandische Schriftsteller und Journalist Kakwenza Rukirabashaija verhaftet. Nach Berichten, die dem internationalen PEN vorliegen, wurde er zwischenzeitlich in Mbuya inhaftiert und später in die Sonderuntersuchungseinheit nach Kireka gebracht, wo er drei Tage ohne jegliche rechtliche Grundlage festgehalten wurde. Das ugandische Recht sieht vor, dass nach einer Festnahme innerhalb von zwei Tagen vor Gericht Anklage erhoben werden muss. Gegen Rukirabashaija soll laut offiziellen Dokumenten wegen „Anstiftung zur Gewalt und Förderung von Sektierertum“ ermittelt werden. Ferner steht er unter widerrechtlicher Überwachung durch die Behörden.
Berichten zufolge brachten Kriminalpolizisten gegenüber Rukirabashaijas Ehefrau die Festnahme des Schriftstellers mit einem Schreiben in Verbindung, wonach er sich kritisch gegenüber Staatspräsident Yoweri Kaguta Museveni geäußert haben soll.

Umerziehungslager wegen „gefährlicher“ Literatur:
Polizeibehörden haben Medienberichten zufolge Chimengül Awut, uigurische Dichterin und leitende Herausgeberin des staatlichen Verlages Kashgar Publishing House, im Juli 2018 festgenommen und in ein Umerziehungslager gebracht. Awut wird vorgeworfen, Bücher publiziert zu haben, die als „problematisch“ oder „gefährlich“ eingestuft worden sind.

In einem Video stellt der deutsche PEN die fünf Autor*innen kurz vor.