Auf seiner Homepage ist zu erfahren, dass der Syrer Hamed Abboud mit 27 Jahren nach Jahren der Flucht über Ägypten, Dubai und die Türkei in Österreich ankam. In seinem Gedichtband Der Tod backt einen Geburtstagskuchen (2017)  verarbeitet er seine Erfahrungen. Wer Hintergründe erfahren möchte, lese das beeindruckende Interview auf der website der DW-Akademie. Dieses Jahr ist ein Prosaband von ihm herausgekommen: In meinem Bart versteckte Geschichten. 13 Geschichten, die um das Ankommen und das Verorten in Europa kreisen, dazwischen „Mikrotexte“, Aphorismen ähnelnd.

Den Anfang bildet der Text Was wirklich aus den Zugvögeln wurde. Mit der Metapher von Tauben und ihren Taubenhäusern verbindet Abboud u.a. den Kontrast von Stadt und Land in Österreich. Er lebte zunächst im Burgenland und zog dann nach Wien. Am Ende dieses Geschichte fasst er zusammen: „Es ist, als würdest du dich fragen, ob der Ort deine Identität verändert hat oder ob du den Ort durch deine Identität veränderst.“

Gedanken, die das persönliche Flüchtlingsdrama hinter sich lassen, weil sie die Vergangenheit nicht nur mit ins Jetzt nehmen, sondern sie auch „allgemein zugänglicher“ machen. Das Aufeinandertreffen von  kulturellen Unterschieden leuchtet Abboud in sehr verschiedenen Situationen aus, nimmt den Leser mit auf seine Suche nach einer Standortbestimmung in der neuen Heimat – und trifft denjenigen, der sich beheimatet glaubt(e).
„Ich möchte ein neues Leben um dieselben Fehler in einer besseren Anordnung zu begehen.“ (S.68)

Wird das Buch gewendet, kann es auf Arabisch gelesen werden. Eine interessante Erfahrung!


Arabisch und Deutsch, übersetzt von Larissa Bender und Kerstin Wilsch

Edition Korrespondenzen
164 Seiten, Broschur, fadengeheftet
ISBN 978-3-902951-44-1
€ 20,– 

  • Hamed Abboud hat uns freundlicherweise einige Gedichte zur Verfügung gestellt, die er in deutscher Sprache geschrieben hat. Wir stellen sie gerne im nächsten Beitrag vor.